Dritte HIV-Transmission unter PrEP
Auf der internationalen HIV-Konferenz CROI in Seattle berichtete eine Arbeitsgruppe aus Amsterdam vom weltweit dritten Fall einer HIV-Übertragung trotz Einnahme von Truvada als Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Truvada ist ein inzwischen auch in Europa zur vorbeugenden Einnahme zur Verhinderung einer HIV-Infektion zugelassenes antiretrovirales Kombinationspräparat. Studien haben eine hohe Effektivität, vergleichbar mit der Schutzwirkung eines Kondoms, in der Vermeidung einer HIV-Infektion gezeigt.
Anders als bei den bisher berichteten zwei Fällen, in denen jeweils ein HI-Virus mit Resistenzen gegen mehrere antiretrovirale Wirkstoffklassen übertragen worden war, kam es in diesem Fall zur Ansteckung mit einem „nicht-resistenten“ Virus, obwohl das Medikament zu mehreren Zeitpunkten in ausreichender Menge im Blut messbar war. Der betroffene Mann hatte in den acht Monaten vor der HIV-Diagnose mit zwischen 12 und 75 Männern pro Monat kondomlosen Analsex. Die Autoren diskutieren, ob diese hohe Frequenz von passivem Analverkehr ohne Kondom für das Versagen der PrEP verantwortlich gewesen sein könnte. Andere Faktoren könnten ein geringerer Wirkstoffspiegel in der Darmschleimhaut oder Schleimhautverletzungen gewesen sein.
Die hohe Effektivität der PrEP in der Verhinderung einer HIV-Ansteckung wird durch diesen Bericht nicht in Frage gestellt. Es zeigt sich aber erneut, dass die PrEP nur ein Baustein von mehreren in der Prävention von HIV ist und das Kondom nicht komplett ersetzen kann.
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